Mehr als 400-mal pro Jahr rücken die Feuerwehren im Kreis aus, auch wenn es nicht brennt. Schuld ist neue Technik.
Nachts gegen 2.40 Uhr war am 29. September für Feuerwehrleute aus Rammenau, Frankenthal, Bischofswerda, Geißmannsdorf und Goldbach die Nacht zu Ende. Sie hatten Alarm, wurden zum Barockschloss Rammenau gerufen. Dort stellte sich schnell heraus, es war ein Fehlalarm, ausgelöst durch eine Brandmeldeanlage. Für die Feuerwehrleute aus Bischofswerda war es der 13. Fehlalarm in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr mussten die Kameraden zwölfmal ausrücken, weil irgendwo in der Stadt oder der näheren Umgebung ein Brandmelder Fehlalarm ausgelöst hatte.
Kein Einzelfall. Im Landkreis Bautzen steigen die Zahlen der Fehlalarmierungen seit Jahren. Erschienen die Feuerwehren 2008 in 352 Fällen bei falschem Alarm, waren es 2011 schon 375 und vergangenes Jahr sogar 439 Fälle. Hintergrund sind nicht etwa böswillige Alarmierungen wie durch Notrufmissbrauch – die Zahl dieser strafbaren Handlungen schwankt seit Jahren um die zehn Fälle. Hauptursache sind die steigenden Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen.
Noch 2008 schlugen sie der Jahresstatistik aller Gemeindefeuerwehren im Landkreisgebiet zufolge 186-mal automatisch Alarm, obwohl es nicht brannte. Im Jahr 2011 wurden 253 derartige Fälle verzeichnet, 2013 sogar 345. Ursachen der Häufung: Die Zahl der Brandmeldeanlagen steigt. Vor fünf Jahren gab es 163 davon im Landkreis Bautzen, vergangenes Jahr schon 201. Zudem neigen die Geräte zuletzt offenbar zum Übereifer. Den durchschnittlich 1,3 Fehlalarmen pro Brandmeldeanlage von 2011 stehen 1,7 im Jahr 2013 gegenüber.
Ursachen sind vielschichtig
Brandmeldeanlagen empfangen Signale beispielsweise von Brandgas-, Wärme-, Rauch- oder Flammenmeldern, werten sie aus und reagieren - zum Beispiel, indem sie direkt an die Leitstelle in Hoyerswerda automatisch melden, dass es brennt. Ihre Installation ist in bestimmten Gebäuden behördlich gefordert, so auch in Schulen und Krankenhäusern sowie in Lagerhallen, Produktionsstätten und Museen. Immer, wenn eine solche Anlage Alarm auslöst, rückt die Feuerwehr aus. „Denn wir müssen dann zunächst natürlich erst einmal von einem realen Brand ausgehen“, erklärt Kreisbrandmeister Manfred Pethran.
Auf die Dauer frustrierend
In Neukirch stehen sieben Fehlalarmen im Jahr 2013 ebenso viele Brandeinsätze gegenüber. In diesem Jahr ist das Verhältnis komplett anders. Dreimal gab es bisher Fehlalarm für die Feuerwehr. Diese wurde dagegen bei 13 Brandeinsätzen im Oberland wirklich gebraucht.
„Gerade für freiwillige Feuerwehrleute ist das auf Dauer schon frustrierend, wenn sie wegen falschen Alarms von Brandmeldeanlagen so häufig von der Arbeit wegrennen müssen, um neun Minuten später am Einsatzort zu sein“, sagt Manfred Pethran. Wann immer ihr Pieper losgeht, gingen sie schließlich davon aus, dass sie dringend gebraucht werden.
Viele Kommunen stellen die Kosten der Fehleinsätze den Gebäudeeigentümern in Rechnung, so auch Bischofswerda. Doch dabei geht es selten um wirklich hohe Beträge, sagt Ordnungsamtsleiter Tobias Semmer. Die aktuelle Kostensatzung sieht vergleichsweise niedrige Sätze für die Technik vor. Die größten Anteile sind die Kosten für das Personal.
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung, Stefan Schramm
Montag, 03. November 2014
Link: http://www.sz-online.de/nachrichten/immer-mehr-fehlalarme-2963992.html